Was du vor der Geburt wirklich wissen solltest: Insiderwissen zu Erstausstattung, Geburt und Wochenbett

In der Tierwelt lernen Jungtiere von ihren Müttern, wie Geburt und Stillen funktionieren – sie schauen es sich einfach ab.
Wir Menschen haben diese Möglichkeit meistens nicht, weil beides oft hinter verschlossenen Türen passiert. Die meisten von uns erleben ihre erste Geburt oder das erste Stillen, ohne es vorher jemals „live“ gesehen zu haben – woher sollen wir also bitte wissen, wie das geht?!
Denn der berühmte „Mutterinstinkt" ist ein Mythos. Dass Muttermilch eine unterschiedliche Zusammensetzung hat, je nach dem, wie viel Uhr es ist und dass die Farbe der Kaka deines Neugeborenen extrem viel über seine Gesundheit verrät, weißt du halt einfach nur, weil es dir jemand erzählt hat!
Wissen empowered... und führt gleichzeitig zu mehr Fragen. Oft googeln wir wild drauflos und verlieren uns im Informationsdschungel. Dabei steckt ein ganz natürliches Bedürfnis nach Vorhersehbarkeit hinter der Suche nach Antworten. Denn, dass jetzt auf einmal ein anderer Mensch in dir wächst ist einfach crazy und mitunter angsteinflößend. Es passiert so viel, was du nicht kontrollieren kannst. Dein Körper verändert sich und die Hormone kicken.
Aber genau das macht diese Zeit so besonders: Es ist eine Reise des Loslassens und Vertrauens, auch wenn das manchmal verdammt schwerfällt.
Trotzdem gibt es bestimmte Dinge von denen wir uns einfach gewünscht hätten, sie vorher gewusst zu haben!
Wir haben bei Instagram nachgefragt - was wünschst du, wäre dir vorher klar gewesen? - und konnten die Antworten in acht Kategorien zusammenfassen:
- Erstausstattung: Was brauche ich wirklich?
- Geburt: Was kann ich beeinflussen?
- Wochenbett: Wie du es genießen kannst!
- Stillen: Die wichtigsten Fakten
- Selfcare: Focus on you
- Schlaf(mangel): Wie überstehe ich das?
- Fremdbestimmung als Chance
Wir haben die Ergebnisse aus der Umfrage und eine eigene kleine empirische Studie ausgewertet 🧐 und erzählen dir jetzt, was du wirklich wissen solltest, bevor du Mama/Papa wirst.
P.S.: Ganz unten findest du noch Buchempfehlung rund um Schwangerschaft, Geburt und das erste Babyjahr.
Credit: 'Parents organizing baby's room' von Brenda Sangi Arruda
1. Erstausstattung: Was brauche ich wirklich?
Weniger ist mehr. Vergiss den Kinderwagen, das Gitterbett und die teuren Paidi Möbel.
Statt Energie in die Erstausstattung des Babys zu stecken, denke lieber darüber nach, was DU brauchst, wenn du aus dem Krankenhaus nach Hause kommst. Dein Baby wird sehr wahrscheinlich sowieso die meiste Zeit auf dir leben und braucht außer dir sehr wenig.
Besorge erstmal nur das, was wirklich sofort im Einsatz ist: zum Beispiel Wickelzeug, Trage, Autositz und natürlich einen Wickelrucksack, um den Kram immer griffbereit zu haben (Tipp: der Wickelrucksack Hugo ist auch praktisch als Klinktasche).
- Windeln & Feuchttücher
- Bodys & Wickelkleidung (mit Druckknöpfen an den Schultern)
- Mulltücher (viele!)
- Trage oder Tragetuch, um die Hände frei zu haben
- Wickelrucksack um alles zu transportieren
- Babyschale fürs Auto
Beim Rest der Dinge gilt: Wenn Baby draufsteht, ist es eigentlich immer teurer und 99 % der Dinge, die du auf Insta siehst, seit du schwanger bist (danke Algorithmus!), brauchst du nicht.
Credits: 'Doctor use stethoscope to check baby heartbeat' von interstid
2. Geburt: Was kann ich beeinflussen?
Eine gute Vorbereitung auf die Geburt ist gut und wichtig. Dennoch ist es einfach so, dass du nicht wissen kannst, wie dein Baby geboren wird, bis es passiert. Egal ob vaginal oder geplanter Kaiserschnitt, jede Geburt ist einzigartig und verläuft meistens eben nicht, wie du es dir hundertmal ausgemalt hast. Klar kann es sein, dass du durch deine Louwen-Diät erträglichere Wehen hast und keine PDA brauchst oder du dank Damm-Massagen nicht reißt, aber die Betonung bleibt immer auf kann. Dein Körper und dein Baby haben ihren eigenen Plan.
Aber genau deshalb ist es umso wichtiger, den Fokus auf das zu legen, was du wirklich beeinflussen kannst: dein Mindset. Deine innere Ruhe. Dein Vertrauen in dich selbst. Meditation, Atemtechniken oder einfach der bewusste Umgang mit deinen Gedanken können einen riesigen Unterschied machen. Denn wenn du lernst loszulassen und dich auf die Geburt einzulassen, gehst du viel gestärkter in dieses Abenteuer. 💪✨
Credits: 'Scar after c-section surgery on female belly' von A’s Images
3. Wochenbett: Wie du es genießen kannst
Während der Schwangerschaft denken wir oft nicht weiter als bis zur Geburt. Dabei ist es so wichtig, vor allem die ersten Wochen mit Neugeborenem so gut wie möglich vorab zu organisieren, damit du genügend Ruhe hast und dich nach der Geburt körperlich und mental erholen kannst.
Denn das Wochenbett ist eine wilde Mischung aus Kuschelglück, Hormonchaos und Heilung. 3 bis 5 Tage nach der Geburt kommt oft der berühmte Babyblues: Plötzlich fließen die Tränen, ohne dass du genau weißt, warum. Das ist völlig normal, aber wenn das Tief anhält, zögere nicht, dir Hilfe zu holen – eine Schwangerschaftsdepression sollte niemand allein durchstehen. Irgendwie spricht auch kaum jemand über die Nachwehen (ja, die fühlen sich an wie Mini-Wehen 🙃) und dass wir einfach wochenlang bluten.
Deshalb überlege dir für dich bzw. setz dich mit deinem Partner oder deiner Partnerin zusammen und triff Absprachen: Wann darf der erste Besuch kommen und wie oft soll's soll's überhaupt Besuch geben (z. B. max. einmal pro Woche)? Wer übernimmt Haushalt und Einkäufe? Wer kümmert sich um die Geschwisterkinder? Wie sicherst du dir mindestens ein Mal am Tag eine warme vollwertige Mahlzeit? Klär' solche Dinge frühzeitig – dann musst du im Wochenbett nicht darüber nachdenken, sondern kannst dich voll und ganz auf dich und dein Baby konzentrieren.
Credits: 'Mother breastfeeding her newborn baby at home, closeup' von Africa Images
4. Stillen: Die wichtigsten Fakten
Stillen klappt nicht immer auf Anhieb – und das ist total normal! Viele glauben am Anfang, dass sie nicht genug Milch produzieren, dabei braucht es meistens etwas Zeit und die richtige Unterstützung. Und ja, Stillen kann wehtun und scheiße anstrengend sein! Es verbrennt bis zu 600 Kalorien pro Tag, du läufst quasi täglich einen Halbmarathon. Gönn dir Pausen, gutes Essen und jede Menge Wasser! 🏃♀️🥛💪
Tipp: Bei Stillproblemen lieber nicht den Kinderarzt fragen – der ist super für Babys Gesundheit, aber beim Thema Stillen oft nicht spezialisiert. Wichtig ist, dass du dich an die richtigen Expert*innen wendest: Hebammen, Stillberater*innen oder Doulas sind dafür da, dir zu helfen. Wenn es dennoch nicht klappt, kannst du ohne schlechtes Gewissen auf Premilch zurückgreifen. Die enthält alle wichtigen Nährstoffe, die dein Baby braucht und ist eine sichere Alternative zum Stillen.
Wichtig: Stillen ist eine freie Entscheidung. Es gibt unzählige Gründe, warum sich jemand dagegen entscheiden könnte – und das ist genauso okay. Wichtig ist, dass du deinen eigenen Weg findest, ohne Druck oder schlechtes Gewissen.
Credits: 'Smiling Coach, therapist or team manager supporting woman in group therapy or corporate meeting' von studioroman
5. Selfcare: Fokus on you
Selfcare bedeutet auf dich zu achten, deine Grundbedürfnisse zu erfüllen und Hilfe anzunehmen. Was du vielleicht nicht wusstest: In dieser neuen Phase deines Lebens muss Selfcare neu erlernt werden. Denn Schlaf und Essen bekommen eine völlig neue Bedeutung, wenn ein anderer Mensch 24/7 literary an dir klebt.
Auch in dir drinnen passiert gerade viel – du lernst dich selbst in dieser neuen Rolle als Mama kennen und es fühlt sich an wie eine emotionale Achterbahnfahrt.
Eine super Möglichkeit, den Blick auf dich zu richten, dich wahrzunehmen und wahrgenommen zu werden, sind Frauenkreise – Orte, an denen du dich mit anderen Müttern austauschen und Erfahrungen teilen kannst.
Noch besser ist es schon während der Schwangerschaft Kontakte zu anderen Frauen zu knüpfen, z.B. beim Schwangerschaftsyoga. Der Austausch mit jemanden, der zur selben Zeit das gleiche durchlebt ist so wertvoll und wird dir Kraft geben! Gleichzeitig kannst du mit deinen alten Freund*innen andere Themen besprechen, die für alle relevant sind und entlastest so deine Beziehungen. Und auch dir wird es gut tun, wenn sich nicht immer alles nur um schlechte Nächte, Koliken und Milchstau dreht.
Credits: 'Newborn baby boy sleeping' von Jacob Lund
6. Schlaf(mangel): Wie überstehe ich das?
Am Anfang gibt’s keinen klaren Tag-Nacht-Rhythmus, dein Baby schläft, wann es will – und eigentlich auch nur, wenn du es stillst oder kuschelst. Die Nächte sind ein ständiges Aufwachen und wieder Einschlafen. Und dieser Schlafentzug ist verdammt hart!
Dein Akku ist konstant auf 10 %, du bist vergesslicher und vielleicht gereizter. Das ist scheiße und leider ganz normal. Auch wenn es nur ein kleiner Trost ist: Du bist damit nicht alleine! Wenn du um 3 Uhr morgens zum fünften Mal geweckt wirst, sind gleichzeitig tausende von anderen Mamas und Papas wach, die ihr Baby füttern. Irgendwie ein schönes Gedanke, oder?
In dieser Phase ist es wichtig, dass du versuchst, den Fokus auf die Dinge zu legen, die du ändern kannst. Fahre alles auf ein Minimum runter und erlaube dir, egoistisch zu sein. Und auch wenn du sonst vielleicht kein Fan davon bist: jetzt ist der Moment gekommen, an dem du Unterstützung annehmen oder nach Hilfe fragen darfst! Denn selbst wenn uns seit Kindertagen etwas anderes suggeriert wird, du hast nicht plötzlich Superkräfte, weil du jetzt Mama bist. Alles darf liegenbleiben, sei sparsam mit deinen Ressourcen, du musst nicht total fertig sein, um eine gute Mama zu sein!
Lass es zum Ritual werden, dir jeden Tag selbst zu sagen: Du machst das großartig! 💛
Credits: 'Newborn baby holding mother’s hand' von Thanumporn Thongkongkaew von Getty Images
7. Fremdbestimmung als Chance
Es ist eine riesen Herausforderung, wenn sich das eigene Leben plötzlich komplett nach den Bedürfnissen eines anderen Menschen richtet. Alleine aufs Klo zu gehen oder die tägliche Dusche bekommen plötzlich eine völlig neue Bedeutung. "DAS war es also, wovon xy immer gesprochen hat".
Oft führt man einen inneren Kampf dagegen, bis man sich irgendwann auf die neue Situation einlässt und alles leichter wird. Denn dann macht es "klick" und man merkt, wie kostbar diese Zeit ist. Dann scheint die Welt anzuhalten und alles dreht sich nur noch um diesen einen Moment - um den Blickkontakt mit deinem Baby beim Stillen, das In-den-Schlaf-Wiegen und Kuscheln. Und wenn du es mal nicht fühlst, ist das auch völlig normal. Du darfst auch genervt sein von deinem Baby!
Durch die Fremdbestimmung wirst du sowieso gezwungen innezuhalten und dich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Und so entsteht irgendwann ein Raum in dem Wunder geschehen: eine ganz besondere Verbindung entsteht zwischen dir und deinem Kind.
Es ist eine Phase, in der das Leben runterfährt. Verdammt anstrengend und verdammt schön! Und sie geht vorbei, zum Glück. 😜
Buch-Empfehlungen für dich:
- Mythos Mutterinstinkt: Wie moderne Hirnforschung uns von alten Rollenbildern befreit und Elternschaft neu denken lässt - Annika Rösler und Evelyn Höllrigl Tschaikner
- Echte Selbstfürsorge ist eine radikale Entscheidung für dich selbst - Nina Mounton und Eva Mounton
- Bauch frei: Ein Plädoyer für eine selbstbestimmte Schwangerschaft - Marlene Hellene
- Hey Mama - Tami Donath
- Milk & Mother - Stephanie Johne
- Die selbstbestimmte Geburt - Ina May Gaskin
- Mutter werden - Jule Tilgner und Marcia Friese
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